Skyspace-Lech

Tannegg, Gemeinde Lech

Ein Stück Himmel und Farben, wie man sie schöner nicht malen könnte: In James Turrells Skyspace Lech verbinden sich Kunst und Natur auf einzigartige Weise.

Es gibt Orte, an denen nicht nur Himmel und Erde aufeinandertreffen, sondern auch zwei Welten. Ein solcher besonderer Ort befindet sich etwas oberhalb von Oberlech auf 1780 Meter Seehöhe. Dort, am Tannegg, wartet in beeindruckender alpiner Szenerie und inmitten der Natur des Arlbergs mit dem Skyspace Lech des US-amerikanischen Künstlers James Turrell ein unterirdischer Farb-Licht-Raum, wie er scheinbar artifizieller und entrückter nicht sein könnte und die Erfahrung von Kunst und Natur vereint.

Der Zugang zum Skyspace, jenem Raum, der über eine Öffnung in der Kuppel den Blick in den Himmel öffnet, erfolgt über einen 15 Meter langen Tunnel. Die historische Walsersiedlung Bürstegg liegt ebenso in einer Sichtachse wie der markante Biberkopf. Das Innere des ellipsenförmigen, fast sakral anmutenden Raumes mit der umlaufenden Sitzbank ist mit schwarzem Granit ausgekleidet. Jeweils zu Sonnenaufgang und zu Sonnenuntergang wird das Allerheiligste unter der Kuppel mit dem Auge in den Himmel von Licht und Farbe geflutet. Im sanften Wechsel atmet der Skyspace Farbe, die in fast unmerklichen Übergängen vom diffusen, zarten Farbnebel bis hin zu intensiv glühenden Farbtönen reicht. James Turrells Kunst besteht nicht aus greifbaren Objekten, seine Arbeiten handeln nicht vom Licht, sie sind Licht, wie der Künstler immer wieder betont. Der 1943 geborene, unter der gleißenden Sonne Kaliforniens aufgewachsene Turrell gilt als Pionier in Sachen Lichtkunst und zählt zum Kreis der Westcoast-Künstler, die sich schon früh mit «light and space» beschäftigt haben. Seit mehr als einem halben Jahrhundert betreibt James Turrell künstlerische Forschungen zum Thema Licht und gehört international zu den renommiertesten Vertretern der Lichtkunst. In Vorarlberg hat der Künstler bereits 1997 auf sich aufmerksam gemacht, als er zur Eröffnung des Kunsthaus Bregenz den Zumthor-Bau illuminierte.

Den Himmel näherbringen

Licht ist für Turrell weit mehr als nur das Medium, dank dessen die Welt sichtbar wird. Prägend für den Künstler, der mit 16 Jahren seinen Flugschein machte, waren seine Erfahrungen als Pilot. Seine Faszination für die am Himmel beobachteten Lichtphänomene fließen in sein Werk ein, wenn Turrell versucht, uns in seinen Skyspaces den Himmel ein Stück näher zu bringen. «Wir sind uns nicht bewusst, dass wir selbst dem Himmel seine Farbe geben», sagt James Turrell.

Weltweit hat der Künstler über 90 solcher Lichträume an speziellen Orten realisiert. Im Skyspace Lech vereint er erstmals das Skyspace Konzept mit Aspekten seiner Reihe der Ganzfeldräume, in denen sich die Grenzen des Raumes auflösen und das Auge keinen Anhaltspunkt mehr findet. Wenn bei Schlechtwetter die Öffnung in der Kuppel, die den «Sensing Room» überfängt und den Himmelsausschnitt freigibt, mittels einer beweglichen Kuppelschale geschlossen wird, entsteht im Deckenbereich der Ganzfeld-Effekt. Indem er mit seiner «Perceptual Art» («Kunst der Wahrnehmung») die Wahrnehmung selbst zur Kunst macht, schärft James Turrell unsere Sinne und das Sehen wird zum selbstreflexiven Akt. Zutiefst subjektiv, erzählen sich die Farben, die man schöner nicht malen könnte, jeder Besucherin und jedem Besucher auf eigene Art und Weise.

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